Publié le 16 mai 2024

Die wahre kulinarische Seele der Schweiz finden Sie nicht auf Speisekarten, sondern durch eine gezielte Entdeckungsreise zu den Produzenten und ihren Geschichten.

  • Direktvermarktung in Hofläden ist oft günstiger und bietet frischere Produkte als der konventionelle Supermarkt.
  • Das «Swissness»-Label garantiert nicht immer 100 % Schweizer Herkunft; das Wissen um die Hierarchie der Siegel ist entscheidend.

Empfehlung: Werden Sie zum Geschmacks-Archäologen: Identifizieren Sie lokale Produzenten gezielt und retten Sie aktiv das kulinarische Erbe Ihrer Familie, bevor es verloren geht.

Wer die Schweiz kulinarisch erleben will, denkt oft unweigerlich an Fondue, Raclette und Rösti. Diese Gerichte sind zweifellos Teil des nationalen Erbes, doch sie sind nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs. Die wahre gastronomische Vielfalt der Schweiz verbirgt sich in den Tälern, auf den Alpen und in den Küchen der Menschen – weit abseits der touristischen Hotspots. Viele Liebhaber des Authentischen fühlen sich frustriert, wenn sie immer wieder auf die gleichen, standardisierten Angebote stossen und das Gefühl haben, das echte, unverfälschte Terroir verpasst zu haben.

Die üblichen Ratschläge – « besuchen Sie einen Wochenmarkt » oder « achten Sie auf lokale Produkte » – bleiben oft an der Oberfläche. Sie erklären nicht, wie man einen echten Hofladen von einer inszenierten Touristenattraktion unterscheidet, wie man die Tücken der «Swissness»-Gesetzgebung umgeht oder warum ein Gericht in einem bestimmten Kanton überhaupt existiert. Was wäre, wenn der Schlüssel zum wahren Genuss nicht darin liegt, Gerichte zu suchen, sondern die kulinarische DNA einer Region zu entschlüsseln? Dieser Ansatz verwandelt Sie vom passiven Konsumenten zum aktiven Entdecker, einem Gastro-Ethnologen auf der Spur des authentischen Geschmacks.

Dieser Artikel ist Ihr Feldführer für diese investigative Reise. Wir werden die tiefen Unterschiede regionaler Küchen aufdecken, Ihnen eine Methode an die Hand geben, um wie ein Detektiv die besten Produzenten aufzuspüren, und die Fallstricke bei Lebensmittel-Labeln entlarven. Schliesslich widmen wir uns der Königsdisziplin: der Geschmacks-Archäologie, bei der Sie lernen, das fast vergessene kulinarische Erbe Ihrer eigenen Familie zu retten und für die Zukunft zu bewahren.

Um diese Entdeckungsreise strukturiert anzugehen, führt Sie dieser Leitfaden durch die entscheidenden Etappen – von der Analyse des Terroirs bis zur Bewahrung von Familienschätzen.

Warum Tessiner Risotto mit Safran nichts mit Zürcher Geschnetzeltem gemeinsam hat

Auf den ersten Blick sind beides Schweizer Klassiker. Doch ein Vergleich zwischen einem Tessiner Risotto und einem Zürcher Geschnetzeltem offenbart mehr als nur unterschiedliche Zutaten; er enthüllt die tief verwurzelte kulinarische DNA zweier komplett verschiedener Welten. Diese Unterschiede sind kein Zufall, sondern das direkte Ergebnis von Geografie, Klima, Wirtschaftsgeschichte und kulturellen Einflüssen. Die sogenannte Terroir-Logik erklärt, warum bestimmte Gerichte an bestimmten Orten entstanden sind und nicht anderswo.

Die Tessiner Küche ist fundamental von der italienischen « cucina povera », der Küche der einfachen Leute, geprägt. Das Klima begünstigt den Anbau von Reis und Mais, was Risotto und Polenta zu Grundnahrungsmitteln machte. Historisch war die Region eher arm, was die Menschen zwang, erfinderisch zu sein.

Die sozioökonomischen Wurzeln der Tessiner Cucina Povera

Ein perfektes Beispiel für diese Terroir-Logik ist die Kastanie. Laut einer Analyse der Tessiner Esskultur war die Kastanie einst das Hauptnahrungsmittel der lokalen Bevölkerung. Sie wurde zu Mehl für Brot, Kuchen oder Pasta verarbeitet. Diese Tradition der bescheidenen « Arme-Leute-Küche » steht im starken Kontrast zur bürgerlichen Zürcher Küche. Zürich, als reiches Handels- und Finanzzentrum, hatte schon immer Zugang zu teuren Zutaten wie Kalbfleisch und Rahm, die die Basis für das berühmte Geschnetzelte bilden. Die kulinarischen Einflüsse sind hier eher deutsch und französisch.

Die Gegensätze manifestieren sich in allen Bereichen: Im Tessin dominieren mediterrane Kräuter und der Merlot-Wein, während in Zürich Butter, Rahm und Weissweine vorherrschen. Selbst das Brot unterscheidet sich fundamental: Das typische Tessinerbrot besteht aus vielen kleinen Laiben, ein Erbe des Teilens, während Zürich eher währschafte Vollkornbrote bevorzugt. Ein Risotto und ein Geschnetzeltes auf einem Teller zu sehen bedeutet also, zwei gegensätzliche Geschichten der Schweiz zu verstehen.

Wie Sie in 5 Schritten die Top-Hofläden Ihrer Region identifizieren

Die authentischsten Produkte finden Sie selten im Supermarkt. Der Weg zum wahren Geschmack führt direkt zum Erzeuger. Doch wie findet man die Perlen unter den Hofläden und vermeidet kommerzialisierte Fallen? Es erfordert die Denkweise eines Produzenten-Detektivs: systematisch, neugierig und auf der Suche nach echten Beweisen für Qualität. Anstatt ziellos umherzufahren, folgen Sie einem klaren Plan.

Der erste Schritt ist die digitale Recherche. Nutzen Sie spezialisierte Plattformen, die von Branchenverbänden wie dem Schweizer Bauernverband betrieben werden. Diese Verzeichnisse listen nicht nur Bauernhöfe, sondern auch Käsereien, Weingüter und Imkereien mit Direktverkauf. Sobald Sie eine Liste potenzieller Läden haben, beginnt die eigentliche Detektivarbeit: die Überprüfung der Authentizität. Ein echter Hofladen ist mehr als ein Verkaufsort; er ist eine Visitenkarte des Hofes. Sie sollten die Möglichkeit haben, die Produzenten kennenzulernen und Fragen zur Herstellung zu stellen.

Innenansicht eines traditionellen Schweizer Hofladens mit frischen regionalen Produkten

Achten Sie auf klare Frische-Indikatoren. Produkte, die direkt vom Feld kommen, haben eine andere Lebendigkeit. Ein entscheidender Vorteil der Direktvermarktung ist, dass lange Transportwege wegfallen, was nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch den Geschmack maximiert. Schliesslich sollten Sie die Insider-Vorteile nutzen. Viele Hofläden bieten Spezialitäten an, die im Detailhandel gar nicht erhältlich sind, weil sie nur in kleinen Mengen produziert werden. Indem Sie direkt kaufen, unterstützen Sie nicht nur die Produzentenfamilie, sondern sichern sich auch Zugang zu einzigartigen kulinarischen Schätzen.

Wochenmarkt oder Hofladen: Wo sparen Sie 30% bei Bio-Produkten

Die Entscheidung, regional und saisonal einzukaufen, ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern auch des Budgets. Viele glauben, dass der direkte Einkauf beim Bauern teurer sei. Doch die Realität sieht oft anders aus. Sowohl Wochenmärkte als auch Hofläden bieten erhebliche Vorteile gegenüber dem Supermarkt, aber sie spielen in unterschiedlichen Ligen, was Preis, Auswahl und Frische betrifft.

Der Wochenmarkt ist ein sozialer Treffpunkt mit einer grossen Auswahl von verschiedenen Produzenten an einem Ort. Sie können vergleichen, degustieren und den direkten Kontakt pflegen. Preislich liegt er oft leicht unter dem Supermarktniveau. Der grösste Nachteil ist die zeitliche Einschränkung, da Märkte meist nur an ein oder zwei Tagen pro Woche stattfinden. Der Hofladen hingegen ist der direkteste Weg vom Feld auf den Teller. Hier entfallen die meisten Zwischenhändler und Standgebühren, was sich direkt auf den Preis auswirkt.

Ein direkter Vergleich zeigt das Sparpotenzial deutlich. Studien belegen, dass die Produkte oft eine höhere Qualität aufweisen und bis zu 7 Tage frischer sind als die Pendants im Supermarkt, da lange Transportwege und Lagerzeiten entfallen. Dieser Frische-Vorteil bedeutet nicht nur besseren Geschmack, sondern auch eine längere Haltbarkeit bei Ihnen zu Hause.

Die folgende Tabelle, basierend auf Analysen der Direktvermarktung, fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen:

Preisvergleich Bio-Produkte: Supermarkt vs. Wochenmarkt vs. Hofladen
Verkaufsort Preisindex Vorteile Nachteile
Hofladen 70-85% Hofläden bieten oft ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als Supermärkte, da die Zwischenhändler entfallen Begrenzte Öffnungszeiten
Wochenmarkt 85-95% Grosse Auswahl, persönlicher Kontakt Nur 1-2x wöchentlich
Supermarkt 100% (Basis) Täglich verfügbar, grosse Auswahl Höchste Preise, lange Transportwege

Die Schlussfolgerung ist klar: Wer regelmässig und geplant einkauft, findet im Hofladen nicht nur die höchste Authentizität, sondern oft auch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, insbesondere bei Bio-Produkten. Der Wochenmarkt bleibt eine exzellente Ergänzung für die Vielfalt und das Erlebnis.

Die Label-Tricks, die Sie glauben lassen, ein Produkt sei 100% Schweizer

Das Schweizerkreuz auf einer Verpackung vermittelt Vertrauen, Qualität und Heimat. Doch dieses Symbol ist keine Garantie für 100 % Schweizer Herkunft. Als Produzenten-Detektiv müssen Sie lernen, hinter die Fassade zu blicken und die Hierarchie der Labels zu verstehen, um nicht in die Etiketten-Falle zu tappen. Die « Swissness »-Gesetzgebung ist komplex und enthält für Konsumenten oft unsichtbare Schlupflöcher.

Die grundlegende Regel besagt, dass ein Produkt das Schweizerkreuz tragen darf, wenn mindestens 80 % des Gewichts der Rohstoffe aus der Schweiz stammen und der wesentliche Verarbeitungsschritt hierzulande stattgefunden hat. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bis zu 20 % der Zutaten importiert sein dürfen. Bei einem Joghurt mit Erdbeeren können die Erdbeeren also aus dem Ausland stammen, solange die Milch aus der Schweiz kommt und die Verarbeitung hier geschieht. Das Produkt darf sich trotzdem « Schweizer Joghurt » nennen.

Die Swissness-Gesetzgebung und ihre Schlupflöcher

Die Swissness-Gesetzgebung erlaubt es, dass Produkte mit dem Schweizerkreuz versehen werden, wenn 80% der Rohstoffe aus der Schweiz stammen. Dies bedeutet, dass bis zu 20% der Zutaten importiert sein können, was bei verarbeiteten Produkten wie Biskuits oder Fertiggerichten oft zu Verwirrung führt. Ein Keks, der in der Schweiz gebacken wurde, aber importiertes Mehl, Zucker und Nüsse enthält, kann unter Umständen immer noch als Schweizer Produkt vermarktet werden.

Um echte Transparenz zu finden, müssen Sie die Hierarchie der Labels kennen. An der Spitze steht der direkte Kauf beim Produzenten, wo kein Label nötig ist, weil Sie die Herkunft selbst überprüfen können. Danach folgen strenge Siegel wie die Bio Suisse Knospe oder Demeter, deren Richtlinien deutlich strenger sind als die des EU-Bio-Siegels und eine hohe Schweizer Wertschöpfung vorschreiben. Die geschützten Ursprungsbezeichnungen AOP (Appellation d’Origine Protégée) und IGP (Indication Géographique Protégée) garantieren ebenfalls eine klar definierte regionale Herkunft und Produktionsweise. Das Label « Suisse Garantie » sichert eine Schweizer Grundherkunft zu, während das Schweizerkreuz allein, wie gesehen, am wenigsten aussagekräftig sein kann.

Wann Sie Bündner Nusstorte, Basler Läckerli und Waadtländer Malakoff am besten geniessen

Eine Spezialität zu probieren ist eine Sache. Sie im richtigen Kontext zu geniessen, ist eine völlig andere Erfahrung. Jedes traditionelle Gericht hat seinen Moment, seine Jahreszeit und seinen sozialen Rahmen. Diese Kontexte sind Teil seiner kulinarischen DNA. Wer eine Bündner Nusstorte als Dessert nach einem leichten Sommersalat isst, verpasst einen Teil ihrer Seele. Ihre wahre Bestimmung ist es, an einem kalten Winternachmittag in einer Arvenstube nach einer langen Wanderung als währschafter Energielieferant zu dienen.

Dieser Grundsatz gilt für unzählige Schweizer Spezialitäten. Der Schlüssel zum authentischen Genuss liegt darin, die « Gebrauchsanweisung » zu verstehen, die über Generationen weitergegeben wurde. Die Terroir-Logik beschränkt sich nicht nur auf die Zutaten, sondern auch auf den Anlass des Verzehrs.

Bündner Nusstorte auf rustikalem Holztisch in Schweizer Berghütte mit Alpenpanorama

Die folgenden Beispiele verdeutlichen diesen kulturellen Aspekt:

Die authentischen Konsum-Kontexte Schweizer Spezialitäten

Basler Läckerli, ein würziges Gebäck, das an Lebkuchen erinnert, ist untrennbar mit der Basler Fasnacht und der Weihnachtszeit verbunden. Sein Duft nach Honig, Gewürzen und Kirsch gehört zur kalten Jahreszeit. Der Waadtländer Malakoff wiederum, eine knusprig frittierte Käseschnitte, ist eine typische Spezialität aus der La-Côte-Region am Genfersee. Ursprünglich als nahrhafte Mahlzeit für die Schweizer Söldner im Krimkrieg konzipiert, wird er heute traditionell in den Weinkellern und bei Winzerfesten zu einem Glas Chasselas genossen. Er ist ein Gericht der Geselligkeit und des Feierns, kein schneller Mittagssnack.

Indem Sie eine Spezialität in ihrem ursprünglichen Kontext erleben – sei es saisonal, geografisch oder sozial – verbinden Sie sich tiefer mit der Kultur der Region. Fragen Sie den Produzenten oder den Verkäufer auf dem Markt nicht nur, was in einem Produkt steckt, sondern auch: « Wann und wie essen Sie das am liebsten? ». Die Antwort ist oft der Schlüssel zum wahren Genuss.

Warum traditionelle Rezepte durchschnittlich 15 Jahre nach dem Tod der Grosseltern verloren gehen

Die wertvollsten kulinarischen Schätze sind oft keine Produkte, die man kaufen kann, sondern das Wissen, das in Familien weitergegeben wird. Doch dieses Erbe ist fragil. Der Übergang von einer Generation zur nächsten ist eine kritische Bruchstelle, an der unzählige Rezepte und Techniken für immer verschwinden. Der Hauptgrund dafür ist die prekäre Form, in der dieses Wissen existiert: als handschriftliche Notizen, mündliche Anweisungen oder unpräzise Mengenangaben.

Eine Untersuchung zur Weitergabe von Familienwissen zeigt, dass die meisten Familienrezepte auf losen Blättern oder Karteikarten aufbewahrt werden. Diese physischen Träger sind anfällig für Beschädigung, Verlust oder werden beim Aufräumen nach einem Todesfall unbeabsichtigt entsorgt. Der schleichende Verlust beginnt oft schon früher. Die Generation der Grosseltern verlässt sich auf Erfahrung und Intuition. Anweisungen wie « ein Gutsch » Rahm, « ein Schuss » Kirsch oder « Mehl, bis es passt » sind für sie selbstverständlich, für jüngere Generationen jedoch ein unüberwindbares Hindernis.

Diese Herausforderung ist in der Schweiz besonders ausgeprägt, wo Dialekte eine zusätzliche Barriere darstellen. Ein in Berndeutsch notiertes Rezept kann für einen Enkel aus der Romandie oder dem Tessin völlig unverständlich sein. Das Wissen der Landfrauen, das über Generationen praktisch und gelingsicher war, wird so zur Geheimsprache. Ohne eine bewusste « Übersetzungsarbeit » – das heisst, das gemeinsame Kochen, das Abmessen der intuitiven Mengen und das Festhalten in einer modernen, standardisierten Form – geht die Essenz des Rezepts verloren. Der reine Text ist nur die halbe Miete; die Technik und das Gefühl für die Zutaten sind ebenso entscheidend.

Dieser Prozess des Vergessens ist keine plötzliche Katastrophe, sondern ein langsames Verblassen. Sobald die Person, die das Rezept im Kopf und in den Händen trug, nicht mehr da ist, um Fragen zu beantworten, beginnt das Wissen zu erodieren. Nach etwa 15 Jahren, so Schätzungen, sind die meisten unzureichend dokumentierten Rezepte nicht mehr reproduzierbar.

Warum vertikales Gärtnern auf 8m² jährlich 80 kg Gemüse produzieren kann

Die ultimative Verbindung zum Essen entsteht, wenn man es selbst anbaut. Für viele Stadtbewohner in der Schweiz scheint dies ein unerreichbarer Traum zu sein. Doch die Revolution des vertikalen Gärtnerns macht es möglich, selbst auf dem kleinsten Stadtbalkon eine erstaunliche Menge an frischem, hyper-regionalem Gemüse zu produzieren. Anstatt die Fläche zu betrachten, nutzt man die Höhe und verwandelt eine Wand in einen produktiven Garten.

Das Prinzip ist einfach: Anstatt Töpfe nebeneinander auf den Boden zu stellen, werden Pflanzgefässe übereinander gestapelt oder an Wänden und Geländern befestigt. Rankpflanzen wie Bohnen, Erbsen und bestimmte Tomatensorten werden an Gittern nach oben geleitet. Diese Methode maximiert die Anbaufläche auf kleinstem Raum. Das Ertragspotenzial ist beeindruckend: Studien zeigen, dass auf nur 8m² Balkonfläche bis zu 80 kg Gemüse jährlich produziert werden können. Das deckt einen signifikanten Teil des Eigenbedarfs an Salaten, Kräutern, Radieschen und sogar Tomaten.

Für den Erfolg in der Schweiz ist die Wahl der richtigen Sorten entscheidend. ProSpecieRara, die Schweizerische Stiftung für die kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren, bietet eine Fülle von alten, robusten Sorten, die sich hervorragend für den Anbau in Töpfen eignen. Denken Sie an die Tomate ‘Berner Rose’ oder spezielle, für den Topfanbau geeignete Stangenbohnen. Gepaart mit hochwertiger Schweizer Bio-Erde und einem gestaffelten Aussaatplan können Sie von Frühling bis Herbst kontinuierlich ernten.

Ihr Aktionsplan: Der vertikale Garten auf dem Balkon

  1. Standortanalyse: Identifizieren Sie alle Kontaktpunkte für Ihren Garten. Wo sind die sonnigsten und schattigsten Zonen auf Ihrem Balkon? Wo befindet sich der Wasseranschluss? Erstellen Sie eine einfache Skizze der verfügbaren vertikalen Flächen (Wände, Geländer).
  2. Material-Sammlung: Inventarisieren Sie die benötigten Elemente. Erstellen Sie eine Einkaufsliste: vertikale Pflanzsysteme, Töpfe, Rankhilfen, Bio-Erde und die ausgewählten Samen (z.B. von ProSpecieRara).
  3. Pflanzen-Check: Prüfen Sie die Kohärenz zwischen Pflanzen und Standort. Gleichen Sie die Bedürfnisse Ihrer ausgewählten Gemüsesorten (z.B. viel Sonne für Tomaten, Halbschatten für Salat) mit den auf Ihrer Skizze vermerkten Lichtverhältnissen ab.
  4. Sorten-Auswahl: Bewerten Sie den emotionalen Wert. Welche Kräuter, Salate oder Gemüse möchten Sie wirklich frisch ernten und essen? Wählen Sie Sorten, die Ihnen Freude bereiten und die Sie im Supermarkt nicht finden.
  5. Anbau-Plan: Erstellen Sie einen einfachen Integrationsplan. Legen Sie in einem Kalender fest, wann welche Sorte ausgesät, pikiert und voraussichtlich geerntet wird, um eine kontinuierliche Versorgung sicherzustellen.

Vertikales Gärtnern ist mehr als nur ein Hobby; es ist eine radikale Rückbesinnung auf den Ursprung unserer Nahrung und ein kraftvolles Statement für urbane Selbstversorgung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Regionale Küchen sind tief durch Geschichte, Klima und Wirtschaft geprägt; der Gegensatz zwischen der Tessiner « Cucina Povera » und der bürgerlichen Zürcher Küche ist ein Paradebeispiel.
  • Authentizität finden Sie direkt beim Produzenten; lernen Sie, wie ein Detektiv die besten Hofläden zu identifizieren, die oft bessere Preise und frischere Ware als Supermärkte bieten.
  • Lebensmittel-Etiketten können irreführend sein; die strengsten Siegel (Bio Suisse, Demeter, AOP/IGP) und vor allem der Direktkauf bieten die grösste Sicherheit über die Herkunft.

Wie Sie in 3 Monaten 20 Familienrezepte Ihrer Grosseltern retten und als Kochbuch bewahren

Nachdem Sie gelernt haben, die Schätze anderer zu finden, kommt die Krönung Ihrer Reise als Gastro-Ethnologe: die Rettung Ihres eigenen kulinarischen Erbes. Die Geschmacks-Archäologie in der eigenen Familie ist eine der lohnendsten Aufgaben. Es geht darum, das flüchtige Wissen der Ältesten zu dokumentieren, bevor es zu spät ist. Mit einem strukturierten 3-Monats-Plan können Sie dieses wertvolle Erbe systematisch sichern und in ein lebendiges Kochbuch verwandeln.

Der erste Monat ist der Sammlung und Sichtung gewidmet. Durchsuchen Sie alte Notizbücher, Kisten und Fotoalben. Digitalisieren Sie alles, was Sie finden, selbst wenn es nur unleserliche Notizen sind. Das Hochladen auf eine sichere Plattform stellt sicher, dass die Originale nicht weiter beschädigt werden. Dieser Schritt schafft eine erste Bestandsaufnahme des vorhandenen Materials.

Hände blättern durch handgeschriebenes Rezeptbuch mit alten Schweizer Familienrezepten

Im zweiten Monat folgt der wichtigste Teil: das Interview und die Dokumentation. Bitten Sie Ihre Grosseltern oder andere ältere Verwandte, ein oder zwei der gefundenen Rezepte mit Ihnen zu kochen. Ihre Aufgabe ist es, genau zu beobachten und zu « übersetzen ». Wiegen und messen Sie jeden « Gutsch », jeden « Schuss » und jede Prise. Filmen Sie den Prozess, besonders die Handgriffe und Techniken. Notieren Sie die Anekdoten, die während des Kochens erzählt werden – sie sind die Seele des Rezepts.

Der dritte Monat dient der Gestaltung. Fassen Sie Ihre Notizen, die präzisen Mengenangaben, die Fotos und die Geschichten zu einem kohärenten Ganzen zusammen. Moderne digitale Werkzeuge ermöglichen es sogar, kurze Videoclips oder Audioaufnahmen der Person zu integrieren, die das Rezept weitergibt. Das Ergebnis ist mehr als ein Kochbuch; es ist ein multimediales Familienarchiv. Die Familie Angelone, die ihre italo-schweizerischen Familienrezepte digital dokumentiert, zeigt beispielhaft, wie unkomplizierte und gelingsichere Rezepte die Basis für ein genussvolles Kochen über Generationen hinweg sind.

Beginnen Sie noch heute Ihre persönliche Reise als Geschmacks-Archäologe. Identifizieren, dokumentieren und kochen Sie die Rezepte, die Ihre Familiengeschichte einzigartig machen, und schaffen Sie so ein Erbe, das weit über den Genuss hinausgeht.

Rédigé par Eva Gerber, Eva Gerber ist ganzheitliche Gesundheits- und Nachhaltigkeitsberaterin mit 13 Jahren Erfahrung in präventiver Medizin, Umweltgesundheit und nachhaltigem Lebensstil. Sie verbindet Ernährungswissenschaft, Achtsamkeitspraxis, ökologisches Bauen und regionale Kulturvermittlung.