
Der grösste Irrglaube für KMU ist, dass öffentliche Aufträge nur für Grossunternehmen erreichbar sind; in Wahrheit ist formale Präzision wichtiger als die Unternehmensgrösse.
- Statt auf grosse kantonale Ausschreibungen zu zielen, liegt die grösste Chance für 5-Personen-KMU bei Gemeindeaufträgen unterhalb der Schwellenwerte.
- Die häufigsten Gründe für einen Ausschluss sind formale Fehler, nicht ein zu hoher Preis. Eine makellose Eingabe ist der entscheidende Wettbewerbsvorteil.
Empfehlung: Betrachten Sie den ersten, kleinen Gemeindeauftrag nicht als Endziel, sondern als strategischen Türöffner, um durch perfekte Leistungserbringung einen mehrjährigen Rahmenvertrag zu sichern.
Für viele Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz ist der Geschäftsalltag von einem ständigen Kampf um stabile Einnahmen und pünktliche Zahlungen geprägt. Die Abhängigkeit von wenigen grossen Kunden aus der Privatwirtschaft führt oft zu unvorhersehbarem Cashflow und hohem administrativem Aufwand beim Mahnwesen. In diesem Umfeld wirken öffentliche Ausschreibungen auf den ersten Blick wie eine uneinnehmbare Festung, reserviert für grosse Konzerne mit eigenen Rechtsabteilungen.
Die gängigen Ratschläge beschränken sich oft auf oberflächliche Anleitungen zur Registrierung auf der Plattform simap.ch. Doch diese Herangehensweise übersieht das Wesentliche. Der Erfolg im öffentlichen Beschaffungswesen ist weniger eine Frage der Unternehmensgrösse als vielmehr des Verständnisses der Vergabelogik und einer strategischen, präzisen Vorgehensweise. Es geht darum, das System nicht als bürokratische Hürde, sondern als kalkulierbaren Weg zu einem der zuverlässigsten Auftraggeber des Landes zu begreifen: der öffentlichen Hand.
Doch was, wenn der Schlüssel zum Erfolg nicht darin liegt, bei grossen kantonalen Projekten mitzubieten, sondern gezielt kleinere, lokale Aufträge als Sprungbrett zu nutzen? Dieser Leitfaden bricht mit dem Mythos der Komplexität und zeigt Ihnen ein praxiserprobtes System auf. Sie lernen, wie Sie Ihr KMU gezielt für die richtigen Ausschreibungen qualifizieren, formale K.o.-Kriterien vermeiden und aus einem ersten erfolgreichen Projekt eine langfristige, umsatzstabilisierende Partnerschaft mit Gemeinden und Kantonen entwickeln.
Dieser Artikel ist Ihr strategischer Wegweiser durch den Prozess des öffentlichen Beschaffungswesens in der Schweiz. Er führt Sie schrittweise von den grundlegenden Vorteilen bis hin zu fortgeschrittenen Strategien, um Ihr Unternehmen als verlässlichen Partner der öffentlichen Hand zu etablieren.
Inhaltsverzeichnis: Der strategische Wegweiser zu öffentlichen Aufträgen für Ihr KMU
- Warum Gemeinden und Kantone durchschnittlich 15 Tage schneller zahlen als Privatfirmen
- Wie Sie in 7 Schritten auf simap.ch qualifizierte Angebote für öffentliche Aufträge abgeben
- Gemeindeaufträge oder kantonale Ausschreibungen: Die richtige Ebene für ein 5-Personen-KMU
- Die 5 formalen Fehler, die Ihr Angebot automatisch ausschliessen
- Wie Sie aus einem ersten Auftrag einen 3-Jahres-Rahmenvertrag entwickeln
- Wie Sie mit Google Analytics 4 in 3 Stunden die 10 wichtigsten Metriken Ihres Geschäfts tracken
- Wie Sie in 4 Schritten wirksame Einsprachen bei Bauprojekten einreichen
- Wie Sie mit 5 Partizipationswegen Ihren Quartier nach Ihren Bedürfnissen mitgestalten
Warum Gemeinden und Kantone durchschnittlich 15 Tage schneller zahlen als Privatfirmen
Einer der grössten, aber oft übersehenen Vorteile einer Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand ist die finanzielle Stabilität. Während in der Privatwirtschaft verspätete Zahlungen an der Tagesordnung sind und wertvolle Ressourcen im Mahnwesen binden, zeichnet sich der öffentliche Sektor in der Schweiz durch eine ausserordentlich hohe Zahlungsmoral aus. Dies ist kein Zufall, sondern gesetzlich verankert.
Die finanzielle Zuverlässigkeit ist ein strategischer Vorteil, der nicht unterschätzt werden darf. Sie ermöglicht KMU eine präzisere Finanzplanung, reduziert den Bedarf an Betriebsmittelkrediten und setzt administrative Kapazitäten frei, die stattdessen in die Qualität der Dienstleistung investiert werden können. Laut den kantonalen Steuerämtern ist die gesetzliche Zahlungsfrist von 30 Tagen für Gemeinden und Kantone die Regel, nicht die Ausnahme.
Die folgende Tabelle verdeutlicht den fundamentalen Unterschied in der Zahlungspraxis zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor und zeigt auf, warum öffentliche Aufträge eine solide Basis für die finanzielle Gesundheit eines KMU darstellen.
| Sektor | Übliche Zahlungsfrist | Zahlungsmoral | Gesetzliche Grundlage |
|---|---|---|---|
| Gemeinden/Kantone | 30 Tage (gesetzlich) | Sehr zuverlässig | BöB/IVöB |
| Privatwirtschaft | 30 Tage (üblich) | 10-30% verspätet | OR |
| KMU untereinander | 10-30 Tage | Branchenabhängig | Vertragliche Vereinbarung |
Diese Planbarkeit und Liquidität sind entscheidende Argumente, die den initialen Aufwand für die Teilnahme an einer Ausschreibung mehr als rechtfertigen und eine nachhaltige Geschäftsstrategie ermöglichen.
Wie Sie in 7 Schritten auf simap.ch qualifizierte Angebote für öffentliche Aufträge abgeben
Die Plattform simap.ch ist das offizielle und zentrale Tor zu öffentlichen Aufträgen in der Schweiz. Eine erfolgreiche Navigation erfordert jedoch mehr als nur eine Registrierung. Es bedarf eines systematischen Vorgehens, um aus der Fülle an Ausschreibungen die passenden zu identifizieren und ein Angebot abzugeben, das nicht nur inhaltlich überzeugt, sondern auch formal allen Anforderungen gerecht wird. Dieser Prozess lässt sich in sieben klare Schritte unterteilen.

Ein fokussierter und methodischer Ansatz verwandelt die Plattform von einer unübersichtlichen Datenbank in ein mächtiges Akquise-Instrument. Folgen Sie diesem bewährten Ablauf, um Ihre Effizienz zu maximieren und die Chancen auf einen Zuschlag signifikant zu erhöhen:
- Profilerstellung und Suchprofil einrichten: Registrieren Sie Ihr Unternehmen vollständig und präzise. Erstellen Sie detaillierte Suchprofile mit den richtigen CPV-Codes (Common Procurement Vocabulary), um automatisch über relevante Ausschreibungen in Ihrer Branche und Region informiert zu werden.
- Ausschreibungsunterlagen sorgfältig analysieren: Laden Sie alle Dokumente herunter und lesen Sie das Pflichtenheft sowie die allgemeinen Bedingungen von A bis Z. Markieren Sie alle Eignungskriterien (die Sie zu 100% erfüllen müssen) und Zuschlagskriterien (nach denen Ihr Angebot bewertet wird).
- Fragenfrist strategisch nutzen: Identifizieren Sie Unklarheiten oder widersprüchliche Anforderungen in den Unterlagen. Reichen Sie Ihre Fragen anonymisiert über die Plattform fristgerecht ein. Die Antworten sind für alle Anbieter sichtbar und werden Teil der Vertragsgrundlage.
- Go/No-Go-Entscheidung treffen: Bewerten Sie auf Basis der Unterlagen und der beantworteten Fragen, ob Sie alle Eignungskriterien erfüllen und bei den Zuschlagskriterien konkurrenzfähig sind. Eine realistische Selbsteinschätzung spart wertvolle Ressourcen.
- Angebot präzise ausarbeiten: Erstellen Sie Ihr Angebot exakt nach den Vorgaben. Füllen Sie alle Formulare aus, verfassen Sie die geforderten Konzepte und erstellen Sie eine transparente Preiskalkulation. Weichen Sie nicht vom geforderten Leistungsumfang ab.
- Formale Endkontrolle (Vier-Augen-Prinzip): Lassen Sie das gesamte Dossier von einer zweiten Person prüfen. Sind alle Dokumente vorhanden? Sind alle geforderten Unterschriften geleistet? Ist der Betreibungsregisterauszug aktuell?
- Fristgerechte Einreichung: Planen Sie einen Zeitpuffer ein und reichen Sie das Angebot elektronisch über die Plattform ein. Warten Sie nicht bis zur letzten Minute, um technische Probleme zu vermeiden.
Durch die Etablierung dieses standardisierten Ablaufs reduzieren Sie den Aufwand pro Angebot erheblich und erhöhen die Qualität Ihrer Eingaben nachhaltig.
Gemeindeaufträge oder kantonale Ausschreibungen: Die richtige Ebene für ein 5-Personen-KMU
Für ein kleines KMU mit etwa fünf Mitarbeitenden ist die strategische Auswahl der richtigen Ausschreibungsebene entscheidend für den Erfolg. Der Versuch, direkt bei grossen, komplexen kantonalen oder gar eidgenössischen Projekten mitzubieten, führt oft zu Frustration und verschwendeten Ressourcen. Die grössten Chancen liegen in einem Bereich, der oft übersehen wird: bei Aufträgen von Gemeinden und kleineren kantonalen Projekten, die unter den gesetzlichen Schwellenwerten liegen.
Diese Schwellenwerte sind der strategische Schlüssel für KMU. Sie definieren, bis zu welchem Auftragswert eine Vergabestelle einen Auftrag im freihändigen Verfahren (direkte Vergabe an einen Anbieter) oder im Einladungsverfahren (Einladung an 3-5 Anbieter) vergeben darf, ohne eine öffentliche Ausschreibung durchführen zu müssen. Die aktuellen Schwellenwerte für freihändige Vergaben schaffen ein ideales Marktumfeld für KMU, da hier der lokale Bezug, persönliche Kontakte und eine hohe Flexibilität oft mehr wiegen als der tiefste Preis.
Studie: Strategische Positionierung eines 5-Personen-KMU
Für ein 5-Personen-KMU empfiehlt sich der Fokus auf Gemeindeaufträge und kleinere kantonale Projekte unterhalb der Schwellenwerte für offene Verfahren. Diese ermöglichen direkte Vergaben oder Einladungsverfahren, bei denen der persönliche Kontakt und lokale Bezug entscheidende Vorteile darstellen. Die Erfolgschance steigt signifikant bei Aufträgen unter CHF 150’000 (Dienstleistungen) bzw. CHF 300’000 (Bauarbeiten), wo die Komplexität überschaubar bleibt und keine aufwändigen Zertifizierungen erforderlich sind.
Die Konzentration auf Gemeindeebene ermöglicht es einem KMU, seine Stärken voll auszuspielen. Die Nähe zum Auftraggeber erleichtert die Kommunikation, das Verständnis für lokale Bedürfnisse ist ein klarer Vorteil, und die Reputation im lokalen Umfeld dient als wertvolle Referenz. Statt sich in einem anonymen, preissensitiven Wettbewerb zu verlieren, können KMU hier eine echte Partnerschaft aufbauen und sich als verlässlicher lokaler Dienstleister positionieren.
Beginnen Sie also lokal, bauen Sie Referenzen auf und nutzen Sie die Schwellenwert-Strategie, um schrittweise in den Markt für öffentliche Aufträge hineinzuwachsen.
Die 5 formalen Fehler, die Ihr Angebot automatisch ausschliessen
Im öffentlichen Beschaffungswesen der Schweiz gilt ein unumstössliches Prinzip: Form schlägt Inhalt. Sie können das beste Produkt, die innovativste Lösung oder den günstigsten Preis anbieten – wenn Ihr Angebot einen formalen Fehler enthält, wird es zwingend vom Verfahren ausgeschlossen. Die Vergabestellen haben hier keinerlei Ermessensspielraum. Das Verständnis und die Vermeidung dieser Fehler sind daher keine Option, sondern die absolute Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.

Diese formale Präzision ist der grösste Hebel für KMU, um sich gegen grössere Konkurrenten durchzusetzen, die diesen Aspekt möglicherweise unterschätzen. Die folgenden fünf Fehler sind die häufigsten Gründe für einen sofortigen Ausschluss:
- Fehler 1: Verwechslung von Eignungs- und Zuschlagskriterien. Eignungskriterien (z.B. „mindestens 5 Jahre Erfahrung“) sind Ja/Nein-Fragen und müssen zu 100% erfüllt sein. Ist dies nicht der Fall, wird das Angebot nicht einmal bewertet.
- Fehler 2: Fehlende oder unvollständige Dokumente. Ein fehlender, nicht aktueller oder unvollständiger Betreibungsregisterauszug, eine nicht ausgefüllte Selbstdeklaration oder fehlende Zertifikate führen zum direkten Ausschluss.
- Fehler 3: Abweichung vom geforderten Leistungsumfang. Angebote, die alternative oder sogar „bessere“ Lösungen vorschlagen, die nicht explizit gefragt waren, werden als Offert-Variante betrachtet und ausgeschlossen, wenn Varianten nicht zugelassen sind.
- Fehler 4: Fristversäumnis. Das Angebot muss vollständig vor Ablauf der Eingabefrist bei der Vergabestelle eintreffen. Eine Sekunde zu spät bedeutet den Ausschluss, ohne Ausnahme.
- Fehler 5: Fehlende oder ungültige Unterschriften. Jedes Dokument, das eine Unterschrift erfordert, muss von einer zeichnungsberechtigten Person korrekt unterzeichnet sein. Eine fehlende oder falsche Unterschrift macht das Angebot ungültig.
Aktionsplan zur Fehlervermeidung: Ihre Checkliste für formale Präzision
- Anforderungsanalyse: Listen Sie alle geforderten Dokumente, Formulare und Nachweise aus den Ausschreibungsunterlagen auf.
- Dokumenten-Inventur: Sammeln Sie alle notwendigen Unterlagen wie Betreibungsregisterauszug, Handelsregisterauszug und Referenzen. Prüfen Sie deren Aktualität.
- Kriterien-Abgleich: Stellen Sie sicher, dass Sie jedes einzelne Eignungskriterium mit „Ja“ beantworten und mit Nachweisen belegen können.
- Formale Korrektheit: Führen Sie eine Endkontrolle aller Formulare durch. Sind alle Felder ausgefüllt? Sind alle geforderten Unterschriften vorhanden?
- Endkontrolle & Einreichung: Lassen Sie das gesamte Dossier von einer zweiten Person gegenprüfen (Vier-Augen-Prinzip), bevor Sie es mit Zeitpuffer einreichen.
Indem Sie der formalen Präzision die höchste Priorität einräumen, heben Sie sich von vielen Mitbewerbern ab und sichern Ihrem inhaltlich starken Angebot die Chance, überhaupt bewertet zu werden.
Wie Sie aus einem ersten Auftrag einen 3-Jahres-Rahmenvertrag entwickeln
Der Zuschlag für einen ersten öffentlichen Auftrag ist nicht das Ziel, sondern der Anfang. Viele KMU machen den Fehler, den Auftrag abzuarbeiten und sich dann der nächsten Akquise zuzuwenden. Der strategisch weitsichtigere Ansatz ist es, diesen ersten Auftrag als Sprungbrett zu nutzen, um sich als unverzichtbarer Partner zu positionieren und Folgeaufträge oder sogar einen mehrjährigen Rahmenvertrag zu sichern. Dies gelingt durch eine Kombination aus exzellenter Leistung und proaktiver Kommunikation.
Vom Einzelauftrag zum strategischen Partner der öffentlichen Hand
Erfolgreiche KMU nutzen den ersten öffentlichen Auftrag als Sprungbrett für langfristige Partnerschaften. Durch perfekte Leistungserbringung, proaktives Reporting über das Geforderte hinaus und strategische Verbesserungsvorschläge positionieren sie sich als unverzichtbare Partner. Gemäss Art. 21 BöB/IVöB sind Folgevergaben möglich, wenn ein Anbieterwechsel unverhältnismässig teuer oder komplex wäre. Die Dokumentation erfolgreicher Projekte als Referenz und das aktive Einholen von Debriefing-Gesprächen schaffen die Basis für Rahmenverträge über mehrere Jahre.
Die Strategie, einen ersten Auftrag zu hebeln, basiert auf einfachen, aber wirkungsvollen Massnahmen: Liefern Sie nicht nur die vereinbarte Leistung, sondern übertreffen Sie die Erwartungen in puncto Qualität, Termintreue und Kommunikation. Dokumentieren Sie Ihre Erfolge und erstellen Sie aussagekräftige Reports, die den Mehrwert Ihrer Arbeit aufzeigen. Bitten Sie nach Projektabschluss proaktiv um ein Debriefing-Gespräch, um Feedback einzuholen und sich für zukünftige Projekte zu empfehlen. Das neue Vergaberecht unterstützt diesen qualitätsorientierten Ansatz.
Das neue Vergaberecht begünstigt die angemessene Gewichtung von Qualitätskriterien sowie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten und Innovation, was tendenziell Anbietern in der Schweiz zugutekommt.
– Departement für Bau und Umwelt, Kanton Thurgau, Fachstelle öffentliches Beschaffungswesen
So verwandeln Sie einen einmaligen Erfolg in eine stabile und planbare Einnahmequelle und etablieren Ihr Unternehmen als vertrauenswürdigen Partner der öffentlichen Hand.
Wie Sie mit Google Analytics 4 in 3 Stunden die 10 wichtigsten Metriken Ihres Geschäfts tracken
Während der Titel auf ein digitales Marketing-Tool anspielt, lässt sich die dahinterstehende Logik perfekt auf das öffentliche Beschaffungswesen übertragen. Erfolg in diesem Bereich ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer datengestützten Strategie. Anstatt blind Angebote abzugeben, müssen Sie Ihre Bemühungen messen, analysieren und optimieren. Die Etablierung eigener „Beschaffungs-Kennzahlen“ ist genauso entscheidend wie das Tracking von Website-Besuchern.
Ein systematisches Tracking Ihrer Akquise-Aktivitäten ermöglicht es Ihnen, Muster zu erkennen, Ihre Strategie anzupassen und Ihre Ressourcen effizienter einzusetzen. Anstatt sich auf Ihr Bauchgefühl zu verlassen, treffen Sie Entscheidungen auf der Grundlage harter Fakten. Betrachten Sie Ihre Ausschreibungs-Pipeline wie einen Verkaufstrichter und messen Sie die Konversionsraten an jedem Punkt. Folgende Metriken sind für ein KMU von entscheidender Bedeutung:
- Bid/No-Bid Ratio: Wie viele der identifizierten Ausschreibungen führen tatsächlich zu einem Angebot? Eine niedrige Ratio kann auf ein zu breites Suchprofil hindeuten.
- Win Rate (Erfolgsquote): Der Prozentsatz der abgegebenen Angebote, die zum Zuschlag führen. Analysieren Sie diese Quote nach Auftragstyp, Region und Auftraggeber.
- Cost-per-Bid (Kosten pro Angebot): Erfassen Sie den internen und externen Aufwand für die Erstellung eines Angebots. Dies hilft, die Rentabilität zu bewerten.
- Durchschnittlicher Auftragswert: Verfolgen Sie den Wert der gewonnenen Aufträge, um die Effektivität Ihrer Positionierung zu messen.
- Ausschlussquote wegen Formalfehlern: Eine der wichtigsten Kennzahlen. Ziel muss es sein, diese Quote auf null zu senken.
- Anzahl der Einladungen zu beschränkten Verfahren: Ein starker Indikator dafür, dass Sie als qualifizierter Anbieter wahrgenommen werden.
Nur wer seine Leistung misst, kann sie gezielt verbessern und seine Erfolgsquote im hart umkämpften Markt für öffentliche Aufträge systematisch steigern.
Wie Sie in 4 Schritten wirksame Einsprachen bei Bauprojekten einreichen
Auch hier gilt: Das Prinzip ist universell anwendbar. Nicht nur bei Bauprojekten, sondern bei jeder öffentlichen Ausschreibung kann es vorkommen, dass Ihr Angebot trotz sorgfältiger Vorbereitung abgelehnt wird. Wenn Sie der festen Überzeugung sind, dass die Ablehnung fehlerhaft war – sei es aufgrund einer falschen Anwendung der Kriterien oder eines Verfahrensfehlers –, haben Sie das Recht, eine Einsprache zu erheben. Dieses Rechtsmittel ist ein wichtiges Instrument zur Sicherung eines fairen Wettbewerbs, sollte aber strategisch und fundiert eingesetzt werden.
Eine Einsprache ist kein Ausdruck von schlechtem Verlieren, sondern ein legitimer rechtlicher Schritt. Ein solches Vorgehen erfordert jedoch eine präzise und strukturierte Herangehensweise, um überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben. Der Prozess lässt sich in vier klare Schritte unterteilen:
- Debriefing anfordern und Absageverfügung analysieren: Fordern Sie bei der Vergabestelle umgehend eine schriftliche Begründung für die Ablehnung (Debriefing) an. Analysieren Sie die offizielle Absageverfügung detailliert auf die genannten Gründe und vergleichen Sie diese mit den publizierten Zuschlagskriterien.
- Rechtsgrundlage und potenzielle Fehler identifizieren: Prüfen Sie, ob die Vergabestelle die Bewertungskriterien korrekt angewendet hat, ob alle Anbieter gleichbehandelt wurden oder ob es formale Verfahrensfehler gab. Konsultieren Sie hierfür die einschlägigen Gesetze (BöB/IVöB) und Verordnungen.
- Fundierte Einsprache formulieren: Verfassen Sie eine schriftliche Einsprache, die klar und sachlich die vermuteten Fehler aufzeigt. Argumentieren Sie nicht emotional, sondern stützen Sie sich auf Fakten aus den Ausschreibungsunterlagen und der Rechtsgrundlage.
- Form- und fristgerecht einreichen: Die Einsprachefristen sind extrem kurz (oft nur 10 oder 20 Tage). Stellen Sie sicher, dass Ihre Einsprache bei der richtigen Instanz (gemäss Rechtsmittelbelehrung in der Verfügung) fristgerecht und in der korrekten Form eintrifft.
Es stärkt Ihre Position im Markt, da es zeigt, dass Sie die Regeln des Spiels nicht nur kennen, sondern auch bereit sind, für deren Einhaltung einzustehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die öffentliche Hand ist ein äusserst zuverlässiger Zahler, was KMU eine hohe finanzielle Planbarkeit und Liquidität sichert.
- Formale Präzision und die strikte Einhaltung aller Vorgaben sind im Beschaffungswesen wichtiger als die Unternehmensgrösse oder der tiefste Preis.
- Die strategische Konzentration auf Gemeindeaufträge unterhalb der Schwellenwerte ist für kleine KMU der effektivste Weg zum Markteintritt.
Wie Sie mit 5 Partizipationswegen Ihren Quartier nach Ihren Bedürfnissen mitgestalten
Die höchste Stufe der Professionalität im öffentlichen Beschaffungswesen erreichen Sie, wenn Sie von einem reaktiven Anbieter zu einem proaktiven Marktgestalter werden. Anstatt nur auf publizierte Ausschreibungen zu reagieren, können Sie durch strategische Partizipation dazu beitragen, zukünftige Bedürfnisse und sogar Ausschreibungen mitzugestalten. Der Titel spricht von „Quartiergestaltung“, doch im übertragenen Sinne geht es darum, Ihren „Markt-Quartier“ aktiv mitzuformen und Ihr KMU als innovativen Vordenker und potenziellen Partner zu positionieren.
Vergabestellen sind oft auf der Suche nach innovativen Lösungen und dem neusten Stand der Technik, kennen aber nicht immer alle Möglichkeiten, die der Markt bietet. Indem Sie Ihr Fachwissen proaktiv einbringen, können Sie nicht nur Ihre Sichtbarkeit erhöhen, sondern auch dazu beitragen, dass zukünftige Ausschreibungen besser auf die realen Möglichkeiten und nachhaltige Lösungen zugeschnitten sind. Hier sind fünf Wege der strategischen Partizipation:
- Expertengespräche und Markterkundungen: Viele Vergabestellen führen vor einer Ausschreibung informelle Gespräche mit potenziellen Anbietern, um Bedürfnisse zu schärfen und Machbarkeiten zu klären. Positionieren Sie sich als ansprechbarer Experte.
- Teilnahme an Dialogverfahren: Bei komplexen Beschaffungen wird manchmal ein Dialogverfahren durchgeführt, bei dem Anbieter eingeladen werden, Lösungsvorschläge zu entwickeln. Dies ist eine exzellente Chance, Ihre Innovationskraft zu beweisen.
- Aufbau als Referenzanbieter: Positionieren Sie Ihr Unternehmen durch exzellente Arbeit und Fachpublikationen oder Vorträge als führenden Experten in Ihrer Nische. Vergabestellen suchen oft nachweislich kompetente Partner.
- Aktives Networking in Fachverbänden: Engagieren Sie sich in Branchenverbänden, in denen auch Vertreter von öffentlichen Vergabestellen aktiv sind. Dies schafft eine Plattform für informellen Austausch und erhöht Ihre Bekanntheit.
– Einreichung von Innovationsvorschlägen: Das neue Vergaberecht fördert Innovation. Bringen Sie proaktiv Vorschläge ein, wie Prozesse optimiert oder nachhaltigere Lösungen implementiert werden können, auch ausserhalb konkreter Ausschreibungen.
Um diese fortgeschrittenen Strategien erfolgreich umzusetzen, ist es jedoch unerlässlich, die Grundlagen absolut zu beherrschen. Beginnen Sie daher damit, die finanzielle Stabilität zu schätzen, die Ihnen der öffentliche Sektor bietet, und bauen Sie von dort aus Ihre Expertise systematisch auf.