Veröffentlicht am März 11, 2024

Ein erfolgreicher Berufswechsel ist kein Sprung ins kalte Wasser, sondern der Bau einer strategischen Karriere-Brücke, die Ihre bestehende Erfahrung als Fundament nutzt.

  • Die grösste Gefahr ist nicht die Automatisierung selbst, sondern das Zuwarten, bis der Handlungsdruck maximal ist. Proaktives Handeln ist entscheidend.
  • Ihre wertvollsten Ressourcen sind Ihre aktuellen Fähigkeiten. Der Schlüssel liegt darin, sie zu extrahieren und in die Sprache der Zukunftsbranchen zu übersetzen.

Empfehlung: Beginnen Sie nicht mit der Suche nach einem neuen Job, sondern mit der systematischen Analyse, wie Ihre 10+ Jahre Erfahrung in einem neuen Kontext einen unfairen Vorteil schaffen können.

Die Nachricht, dass Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung etablierte Berufe verändern, ist nicht neu. Viele Berufstätige in der Schweiz, die in Sektoren wie der Buchhaltung, dem Bankwesen oder der Administration tätig sind, spüren eine unterschwellige Unsicherheit. Die üblichen Ratschläge – „man muss sich eben weiterbilden“ oder „digitale Fähigkeiten sind wichtig“ – bleiben oft abstrakt und wenig hilfreich. Sie beantworten nicht die entscheidende Frage: Wie navigiert man diesen Wandel konkret, mit über 15 Jahren Berufserfahrung und finanziellen Verpflichtungen, ohne alles über Bord zu werfen?

Das Problem liegt oft in einer falschen Herangehensweise. Viele denken an einen radikalen Bruch, eine komplette Neuorientierung, die riskant und einschüchternd wirkt. Doch was, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, Ihre Vergangenheit zu löschen, sondern sie gezielt als wertvollstes Kapital für die Zukunft zu nutzen? Dieser Leitfaden bricht mit der Idee des panischen Job-Hoppings. Er zeigt Ihnen einen strategischen, planbaren Prozess, wie Sie eine Brücke von Ihrer aktuellen Position in eine zukunftssichere Branche bauen. Es geht um eine methodische Kompetenz-Extraktion und Übersetzung Ihrer Fähigkeiten, die es Ihnen ermöglicht, den Wandel zu gestalten, anstatt von ihm überrollt zu werden.

In den folgenden Abschnitten werden wir diesen strategischen Fahrplan detailliert durchgehen. Wir analysieren, warum das Zögern die grösste Gefahr darstellt, wie Sie Ihre bestehenden Kompetenzen für neue Branchen wie FinTech nutzbar machen und welche konkreten Schritte notwendig sind, um Ihre Karriere proaktiv und sicher neu auszurichten – alles fest verankert im Kontext des Schweizer Arbeitsmarktes.

Warum Ihr Job als Buchhalter in 10 Jahren zu 70% von KI übernommen wird

Die Vorstellung, dass ein traditioneller und angesehener Beruf wie der des Buchhalters in der Schweiz bedroht sein könnte, wirkt für viele kontraintuitiv. Die Realität ist jedoch, dass die Automatisierung nicht erst kommt – sie ist bereits da. Es geht nicht mehr um die Frage „ob“, sondern „wie schnell“ sich die täglichen Aufgaben verändern. Routinetätigkeiten wie Dateneingabe, Abgleich von Rechnungen und die Erstellung von Standard-Reportings werden zunehmend von intelligenten Softwaresystemen übernommen. Dies erhöht die Effizienz, eliminiert aber gleichzeitig einen grossen Teil der bisherigen manuellen Arbeit.

Fallbeispiel: KI-Integration bei Abacus Software

Das Schweizer Softwareunternehmen Abacus zeigt mit seiner DEEP-Technologie, wie die Zukunft aussieht. Das System erkennt und verbucht Eingangsrechnungen vollautomatisch. Es identifiziert Lieferanten, Beträge sowie Rechnungsnummern in Echtzeit und führt die Buchungen selbstständig durch. Für Buchhalter bedeutet dies, dass die reine Datenerfassung wegfällt und die Rolle sich hin zu Kontroll-, Analyse- und Beratungsfunktionen verschiebt.

Während die Automatisierung von Routineaufgaben unaufhaltsam ist, schafft sie gleichzeitig neue, anspruchsvollere Jobprofile. Die Expertise eines erfahrenen Buchhalters wird nicht wertlos, sondern muss in einem neuen Kontext eingesetzt werden. Statt Belege zu buchen, werden Sie zum Architekten und Überwacher von Finanzprozessen. Eine Studie zum Schweizer Arbeitsmarkt bestätigt diesen Trend: Zwar könnten laut einer Analyse des Softwareunternehmens Exxas rund 11% der Arbeitsstellen in Büroberufen automatisiert werden, doch gleichzeitig entsteht ein hoher Bedarf an Fachkräften, die diese neuen Systeme implementieren und strategisch nutzen können.

Die eigentliche Gefahr liegt also nicht im technologischen Wandel selbst, sondern im Zuwarten. Wer jetzt nicht beginnt, seine Fähigkeiten proaktiv zu erweitern, riskiert, in einigen Jahren nur noch für Tätigkeiten qualifiziert zu sein, die nicht mehr existieren. Die gute Nachricht: Der Wandel eröffnet auch neue Karrierewege für Finanzexperten:

  • Digital Transformation Controller: Implementiert digitale Lösungen in Treuhandbüros.
  • Prozess-Optimierer für Finanz-Tools: Steigert die Effizienz durch KI-gestützte Systeme.
  • Compliance-as-a-Service Experte: Berät zu regulatorischen Anforderungen im digitalen Umfeld.
  • KI-Trainer für Buchhaltungssysteme: Optimiert Machine-Learning-Algorithmen für Finanzdaten.

Wie Sie aus 15 Jahren Bankerfahrung 7 Fähigkeiten für FinTech extrahieren

Der Wechsel vom traditionellen Bankwesen in die dynamische FinTech-Branche scheint für viele wie ein Sprung über eine tiefe Schlucht. Doch in Wirklichkeit ist es der Bau einer Brücke, bei dem Ihre jahrelange Erfahrung das wichtigste Fundament darstellt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Kompetenz-Extraktion: der Fähigkeit, Ihr tiefes Fachwissen zu identifizieren und in die Sprache und den Kontext von FinTech zu „übersetzen“. Ein FinTech-Startup braucht keine weiteren 22-jährigen Programmierer, es braucht dringend Ihre Expertise in Regulierung, Risikomanagement und Kundenvertrauen.

Dieser Prozess erfordert eine systematische Analyse. Anstatt Ihren Lebenslauf einfach neu zu formatieren, erstellen Sie eine Übersetzungs-Matrix. Listen Sie Ihre Kernkompetenzen aus dem traditionellen Banking auf und finden Sie das direkte Äquivalent in der FinTech-Welt. Denken Sie daran: Ihre Kenntnis der FINMA-Regularien ist Gold wert für ein Startup, das expandieren will, ohne an Compliance zu scheitern. Ihre Erfahrung im Risikomanagement ist die menschliche Intelligenz, die einen Algorithmus erst wirklich schlagkräftig macht.

Visualisierung des Karriereübergangs vom Bankwesen zu FinTech, die einen erfahrenen Profi in einem modernen Zürcher Büro zeigt.

Die folgende Tabelle, basierend auf einer Analyse der gefragten Fähigkeiten in der Schweizer FinTech-Szene, dient als Beispiel für eine solche Übersetzungs-Matrix. Sie zeigt, wie klassische Bankkompetenzen direkt in hochrelevante FinTech-Skills umgewandelt werden können, insbesondere in den Hotspots Zürich und Zug.

Mapping traditioneller Bankkompetenzen zu FinTech-Anforderungen
Traditionelle Bankkompetenzen FinTech-Äquivalent Nachgefragte Skills in Zürich/Zug
FINMA-Regulierungskenntnisse Compliance-as-a-Service Expertise Crypto-Compliance, DLT-Regulierung
Private Banking Beratung Digital Wealth Management Robo-Advisory, API-Banking
Risikomanagement Algorithmic Risk Assessment Machine Learning für Risikoprognosen
Kundenverwaltung Customer Experience Design Digital Onboarding, KYC-Automatisierung

Vollständige Umschulung oder Upskilling: Die richtige Strategie mit 48 Jahren

Mit Ende 40 und einer etablierten Karriere steht man vor einer strategischen Weichenstellung: Soll man alles auf eine Karte setzen und eine vollständige Umschulung wagen oder den bestehenden Wissensschatz durch gezieltes Upskilling erweitern? Diese Entscheidung hängt stark von Ihrer Risikobereitschaft, Ihrer finanziellen Situation und der Art der angestrebten neuen Rolle ab. Eine pauschale Antwort gibt es nicht, aber es gibt einen klaren strategischen Rahmen, um die richtige Wahl für Ihre persönliche Situation in der Schweiz zu treffen.

Upskilling ist der Weg der Evolution. Sie bauen auf Ihrem bestehenden Fundament auf und fügen gezielt neue Kompetenzen hinzu. Dies ist oft der effizientere und sicherere Pfad. Wenn Sie als erfahrener Controller Ihre Expertise mit Datenanalyse und KI-Tools anreichern, werden Sie zu einem unschätzbar wertvollen „Digital Transformation Controller“. Der grosse Vorteil: Sie bleiben während des Lernprozesses im Job und können das Gelernte oft direkt anwenden. Der Schweizer Bildungsmarkt bietet hierfür ideale, berufsbegleitende Formate wie einen Certificate of Advanced Studies (CAS).

Fallbeispiel: CAS-Programme der ZHAW für Berufstätige

Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bietet gezielt Weiterbildungen für erfahrene Fachkräfte an. Für die Zulassung zu einem CAS-Programm wie „Digitale Technologien und Innovation“ ist oft kein Hochschulabschluss nötig, wenn mindestens 5 Jahre relevante Berufserfahrung und Weiterbildungen (z.B. eidg. Fachausweis) vorliegen. Dies ermöglicht es Profis, sich berufsbegleitend die entscheidenden Kompetenzen für die digitale Transformation anzueignen.

Eine vollständige Umschulung ist hingegen die Revolution. Sie ist dann sinnvoll, wenn Sie in ein komplett neues Berufsfeld wechseln möchten, das kaum Anknüpfungspunkte zu Ihrer bisherigen Tätigkeit hat. Dieser Weg ist mit höheren Kosten und Risiken verbunden und erfordert eine längere Auszeit vom Arbeitsmarkt. Er kann sich jedoch lohnen, wenn Ihre aktuelle Branche langfristig keine Perspektiven mehr bietet. Die Entscheidung wird dringlicher, wenn man bedenkt, dass bereits 11% der Schweizer Unternehmen KI-Tools einsetzen, wovon 30% diese für Finanzaufgaben nutzen. Das Zeitfenster für eine geordnete Transition schliesst sich.

Die übereilte Kündigung, die Sie von einem bedrohten Job in Arbeitslosigkeit bringt

Die Erkenntnis, dass der eigene Job bedroht ist, kann Panik auslösen. Der erste Impuls – „Ich muss hier sofort weg!“ – ist verständlich, aber in der Schweiz oft der direkte Weg in eine prekäre Situation. Eine überstürzte Kündigung, ohne einen Plan B in der Tasche zu haben, ist der grösste Fehler, den Sie bei Ihrer beruflichen Neuorientierung machen können. Sie kappen damit nicht nur Ihre finanzielle Lebensader, sondern verlieren auch wertvolle Verhandlungsmasse und soziale Absicherungen. Der strategische Bau einer Karriere-Brücke erfordert ein stabiles Fundament, und das ist in der Regel Ihr aktueller Arbeitsplatz.

Bevor Sie auch nur daran denken, Ihr Kündigungsschreiben aufzusetzen, müssen Sie Ihre Hausaufgaben machen. Der Schweizer Arbeitsmarkt hat klare Regeln, deren Kenntnis entscheidend ist. Eine Selbstkündigung ohne Anschlusslösung führt in der Regel zu Einstelltagen bei der Arbeitslosenversicherung (ALV), was bedeutet, dass Sie wochen- oder sogar monatelang kein Taggeld erhalten. Zudem verlieren Sie die Möglichkeit, mit Ihrem Arbeitgeber eine vorteilhafte Austrittsvereinbarung zu verhandeln, die beispielsweise eine bezahlte Freistellung für eine Weiterbildung beinhalten könnte.

Ein weiterer, oft unterschätzter Punkt ist das Zwischenzeugnis. Gemäss OR Art. 330a haben Sie jederzeit Anspruch auf ein qualifiziertes Zwischenzeugnis. Dieses Dokument ist für Ihre Bewerbungen in der Schweiz von entscheidender Bedeutung und sollte unbedingt eingeholt werden, solange Sie noch in einer ungekündigten Stellung sind. Es ist ein objektiver Leistungsnachweis, der weitaus mehr Gewicht hat als eine Selbstdarstellung im Lebenslauf. Betrachten Sie Ihren aktuellen Job als strategische Ressource: Er finanziert Ihren Übergang und liefert die notwendigen Dokumente für den nächsten Schritt.

Ihre Checkliste vor der Kündigung in der Schweiz

  1. Arbeitsvertrag prüfen: Analysieren Sie die Kündigungsfristen gemäss Obligationenrecht (OR Art. 335c) und Ihrem Vertrag. Planen Sie Ihren Abgang zeitlich präzise.
  2. ALV-Anspruch klären: Informieren Sie sich bei Ihrem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) über die Konsequenzen einer Selbstkündigung (Anzahl der Einstelltage).
  3. Freistellung verhandeln: Prüfen Sie die Möglichkeit, anstelle der Kündigungsfrist eine bezahlte Freistellung auszuhandeln, die Sie für eine intensive Umschulung oder Jobsuche nutzen können.
  4. Zwischenzeugnis verlangen: Fordern Sie proaktiv ein qualifiziertes Zwischenzeugnis an, bevor Sie Ihre Kündigungsabsicht bekannt geben.
  5. Rechtsschutz prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Rechtsschutzversicherung eine Deckung für arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen bietet, falls es zu Unstimmigkeiten kommt.

Wann sollten Sie Ihren Sektor verlassen: Bevor die Automatisierung 30% oder 60% erreicht

Die strategische Frage ist nicht, *ob* Sie handeln müssen, sondern *wann* der optimale Zeitpunkt für den Absprung ist. Wer zu früh geht, verlässt möglicherweise einen Sektor, der sich noch positiv entwickelt. Wer zu spät handelt, findet sich in einem schrumpfenden Arbeitsmarkt wieder, in dem viele Fachkräfte um wenige verbleibende Stellen konkurrieren. Die Kunst besteht darin, den „Automatisierungs-Horizont“ richtig einzuschätzen und proaktiv zu agieren, bevor der Kipppunkt erreicht ist.

Als Faustregel kann man sagen: Wenn rund 30% der Kernaufgaben in Ihrem Berufsbild potenziell automatisiert werden können, ist der Moment gekommen, Ihre Karriere-Brücke aktiv zu planen und zu bauen. In dieser Phase ist der Arbeitsmarkt noch stabil, Ihr Marktwert ist hoch und Sie haben die nötige Zeit für eine geordnete Weiterbildung. Warten Sie, bis die Automatisierung 60% oder mehr erreicht hat, handeln Sie aus einer Position der Schwäche. Der Druck ist dann maximal, die Verhandlungsposition schlecht und die Konkurrenz durch ebenfalls betroffene Kollegen gross.

Eine Studie der ETH Zürich und der Universität Bern untermauert diese Logik eindrücklich. Sie zeigt, dass die berufliche Mobilität direkt mit dem Automatisierungspotenzial eines Berufs korreliert. Je höher der Anteil an automatisierbaren Tätigkeiten, desto weniger Personen arbeiten zehn Jahre nach ihrem Lehrabschluss noch im selben Beruf. Dies beweist wissenschaftlich, dass der technologische Wandel ein starker Treiber für Berufswechsel ist.

Analyse der ETH-Studie zur beruflichen Mobilität

Die Forschung analysierte die Karrierepfade von Personen mit Berufslehre und stellte fest, dass das „Substituierbarkeitspotenzial“ der entscheidende Faktor für einen Berufswechsel ist. Branchen wie Buchhaltung, Backoffice, IT-Support, HR-Administration und klassischer Vertrieb weisen laut Studien zu Schweizer KMU das grösste Einsparpotenzial auf und zwingen Fachkräfte somit früher oder später zur Neuorientierung. Wer in diesen Bereichen tätig ist, sollte den 30%-Marker als klares Signal zum Handeln verstehen.

Warum Ihre aktuellen Fähigkeiten in 10 Jahren nur noch 60% wert sein werden

Eines der am schwierigsten zu akzeptierenden Konzepte für erfahrene Fachkräfte ist die „Wert-Erosion“ von Kompetenzen. Jahrelang war Ihre Expertise das stabile Fundament Ihrer Karriere. In Zeiten des rasanten technologischen Wandels verhält sich Wissen jedoch wie ein technisches Gerät: Sein Wert nimmt mit der Zeit ab, wenn es nicht ständig aktualisiert wird. Eine Fähigkeit, die heute hoch bezahlt wird, kann in fünf Jahren eine Commodity und in zehn Jahren obsolet sein. Diese Halbwertszeit von Wissen wird immer kürzer.

Visualisierung des Kompetenzverfalls und der Notwendigkeit kontinuierlicher Weiterbildung in einer modernen Schweizer Lernumgebung.

Diese Wert-Erosion bedeutet nicht, dass Ihre Erfahrung nutzlos wird. Sie bedeutet, dass der Kontext, in dem diese Erfahrung wertvoll ist, sich verändert. Ein Meister der manuellen Buchführung besitzt enormes Fachwissen, aber wenn die Nachfrage nach dieser spezifischen Fähigkeit auf null sinkt, sinkt auch ihr Marktwert. Der Wert liegt zukünftig in der Kombination Ihrer tiefen Branchenerfahrung mit neuen, zukunftsstabilen Kompetenzen wie Datenanalyse, agiles Projektmanagement oder strategische Beratung im digitalen Kontext.

Stellen Sie sich Ihr Kompetenzportfolio wie ein Aktien-Depot vor. Einige Ihrer „Aktien“ (Fähigkeiten) sind Blue Chips, die aber langsam an Wert verlieren (z.B. Routine-Administration). Andere sind Wachstumsaktien (z.B. KI-Anwendung), in die Sie investieren müssen. Ihr Ziel ist es, das Portfolio aktiv zu managen, anstatt passiv zuzusehen, wie es an Wert verliert. Die folgende Gegenüberstellung, die auf einer Analyse der Haufe Akademie zur Zukunft der Arbeit basiert, verdeutlicht die Verschiebung.

Zukunftsorientierte vs. gefährdete Kompetenzen
Gefährdete Kompetenzen Zukunftsstabile Kompetenzen Kombinationspotenzial
Manuelle Dateneingabe Datenanalyse & Interpretation Business Intelligence Expertise
Standardisierte Buchhaltung Strategische Finanzberatung CFO-as-a-Service für KMU
Routine-Administration Agiles Projektmanagement Digital Transformation Manager
Traditioneller Vertrieb Digital Sales & CRM Omnichannel Sales Strategist

Die 5 CV-Fehler, die Ihre Chancen als ausländischer Bewerber um 60% senken

Nachdem Sie Ihre Karriere-Brücke strategisch geplant und Ihre Kompetenzen übersetzt haben, kommt der entscheidende Moment: die Bewerbung. Gerade für ausländische Fachkräfte, die in der Schweiz eine neue Stelle suchen, lauern hier spezifische Fallstricke. Der Schweizer Arbeitsmarkt hat seine eigenen ungeschriebenen Gesetze, und ein Lebenslauf, der in London oder Berlin überzeugt, kann hier schnell im falschen Stapel landen. Unkenntnis dieser lokalen Gepflogenheiten kann Ihre Chancen drastisch reduzieren, selbst wenn Sie der perfekte Kandidat sind.

Der häufigste Fehler ist die Annahme, ein kurzer, prägnanter CV sei ausreichend. In der Schweiz wird ein vollständiges Bewerbungsdossier erwartet. Dazu gehören nicht nur der Lebenslauf, sondern lückenlos alle Arbeitszeugnisse, Diplome und relevanten Zertifikate. Ein fehlendes Arbeitszeugnis wird oft nicht als Versehen, sondern als Indiz für ein problematisches Arbeitsverhältnis interpretiert. Ein weiterer kritischer Punkt ist die fehlende Angabe des Bewilligungsstatus. Für einen Schweizer Recruiter ist es essenziell zu wissen, ob Sie eine C-, B- oder G-Bewilligung besitzen. Diese Information gehört prominent in den Kopfbereich Ihres Lebenslaufs.

Auch die Darstellung von Sprachkenntnissen und die Art der Leistungsbeschreibung sind entscheidend. Vage Angaben wie „fliessend“ sind unzureichend; verwenden Sie den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER) mit den Niveaus A1-C2. Bei der Beschreibung Ihrer Erfolge ist zudem kulturelles Fingerspitzengefühl gefragt. Während in anderen Kulturen eine selbstbewusste Darstellung der eigenen Leistungen erwartet wird, schätzt man in der Schweiz einen bescheidenen, faktenbasierten Ton. Quantifizieren Sie Ihre Erfolge, aber vermeiden Sie übertriebene Superlative. Um Ihre Chancen zu maximieren, sollten Sie diese typischen Fehler unbedingt vermeiden:

  • Bewilligungsstatus prominent platzieren: Geben Sie Ihre C-, B- oder G-Bewilligung direkt im Kopfbereich des CV an.
  • Sprachlevel nach GER-Standard angeben: Listen Sie alle Sprachen mit präzisen Niveaus (A1-C2) auf, insbesondere Deutsch, Französisch und Italienisch.
  • Vollständiges Bewerbungsdossier einreichen: Legen Sie immer alle Arbeitszeugnisse, Diplome und Zertifikate bei.
  • Referenzen proaktiv vorbereiten: Schweizer Arbeitgeber rufen Referenzen oft unangemeldet an. Informieren Sie Ihre Referenzpersonen im Voraus.
  • Bescheidenen Ton wahren: Stellen Sie Ihre Leistungen faktisch und zahlenbasiert dar, ohne übertriebene Selbstdarstellung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Proaktive Planung ist alles: Warten Sie nicht, bis Ihre Branche in der Krise ist. Handeln Sie, wenn Sie noch in einer Position der Stärke sind.
  • Ihre Erfahrung ist Ihr Kapital: Ein Berufswechsel bedeutet nicht, bei null anzufangen, sondern Ihre bestehenden Fähigkeiten strategisch in einen neuen Kontext zu übersetzen.
  • Upskilling vor Umschulung: Für erfahrene Profis ist die gezielte Weiterbildung (z.B. durch ein CAS in der Schweiz) oft der sicherere und schnellere Weg als eine komplette Neuorientierung.

Wie Sie in 24 Monaten 3 digitale Kompetenzen erwerben, die Ihre Employabilität verdoppeln

Die strategische Entscheidung ist gefallen, die Richtung ist klar – nun beginnt die Umsetzungsphase. Wie erwirbt man als voll berufstätige Person die notwendigen digitalen Kompetenzen, ohne die eigene Existenz zu gefährden? Der Schlüssel liegt in einem realistischen Zeitplan und der Wahl des richtigen Lernformats. Das Ziel, sich innerhalb von 24 Monaten drei entscheidende digitale Fähigkeiten anzueignen, ist ambitioniert, aber mit der richtigen Methode absolut machbar. In der Schweiz eignen sich hierfür besonders berufsbegleitende, modulare Weiterbildungen, die maximale Flexibilität bieten.

Der erste Schritt ist die Auswahl der richtigen Kompetenzen. Konzentrieren Sie sich nicht auf Hype-Themen, sondern auf Fähigkeiten mit direktem Anwendungsbezug zu Ihrer bisherigen Erfahrung. Für einen Finanzexperten könnten dies sein: 1. Datenvisualisierung mit Tools wie Tableau oder Power BI, 2. Grundlagen des agilen Projektmanagements (Scrum/Kanban) und 3. Verständnis für KI-Anwendungen im Finanzsektor. Diese Kombination macht Sie sofort zu einem wertvollen Bindeglied zwischen Fachabteilung und IT.

Schweizer Lernpfade: Das Blended-Learning-Modell

Hochschulen wie die ZHAW haben auf den Bedarf reagiert. Der CAS Digital Learning zum Beispiel wird im Blended-Learning-Format angeboten: Rund 80% der Inhalte werden im begleiteten Online-Studium erarbeitet. Dies ermöglicht orts- und zeitunabhängiges Lernen und ist perfekt mit einer 80-100% Berufstätigkeit vereinbar. Teilnehmer lernen, innovative digitale Lernumgebungen zu gestalten und KI sowie Learning Analytics effizient zu nutzen – Fähigkeiten, die branchenübergreifend gefragt sind.

Diese Investition in Ihre Zukunft ist keine Ausgabe, sondern eine Absicherung gegen die Wert-Erosion Ihrer Fähigkeiten. Während einige Jobs verschwinden, entstehen gleichzeitig neue in grossem Umfang. Der Future of Jobs Report 2025 des World Economic Forum prognostiziert die Entstehung von 170 Millionen neuen Jobs weltweit bis 2030, während 92 Millionen wegfallen. Die Frage ist nur, ob Sie für die neuen qualifiziert sein werden. Ein disziplinierter 24-Monats-Plan, der auf berufsbegleitendem Lernen basiert, ist Ihre Eintrittskarte in diesen neuen Arbeitsmarkt.

Ein konkreter, umsetzbarer Plan ist das, was eine vage Absicht von einem erfolgreichen Karrierewechsel unterscheidet. Die Integration neuer Kompetenzen in Ihren Berufsalltag ist der letzte Baustein Ihrer strategischen Brücke.

Beginnen Sie noch heute mit der strategischen Planung Ihres Karrierewechsels. Der erste Schritt ist nicht die Jobsuche, sondern die ehrliche Analyse Ihrer übersetzbaren Kompetenzen und die Erstellung Ihres persönlichen Lernpfads.

Häufige Fragen zum Thema Wie Sie in 18 Monaten von einem bedrohten Sektor in eine wachsende Branche wechseln

Geschrieben von Andrea Brunner, Andrea Brunner ist Finanzplanerin und Vermögensberaterin mit 16 Jahren Erfahrung in strategischer Altersvorsorge, Investmentberatung und Vermögensschutz. Sie ist spezialisiert auf die Schweizer Säulenvorsorge, nachhaltige Investments und geopolitische Risikodiversifikation.